Wirtschaftsminister Mikael Damberg betonte die Wichtigkeit guter Kontakte zu Deutschland

Olof Persson, Präsident der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, und Wirtschafts- und Innovationsminister Mikael Damberg

Olof Persson begrüßte die Gäste zur ersten Veranstaltung der Handelskammer 2015 und wünschte allen ein erfolgreiches Jahr

Der ehemalige Handelskammer-Präsident Staffan Bohman, Deutschlands Botschafter Michael Bock, Olof Persson und Mikael Damberg

Unter den Gästen: Cecilia Björkman, Crefort AB, Ulla Nyman, Ikem, Valdemar Wigers, Deutsche Botschaft, und Lars Gustafsson, BASF

V.li.: Franz Zinsberger, Boehringer Ingelheim, Ralf Beyer, Entwicklungsgesellschaft Cottbus, und Gerd Hagmeyer-Gaverus, Sipri

Von links: Thomas Brühl, Visit Sweden, Anders Lindgren, Itrim, und Minister Mikael Damberg

Catrin Folkesson, Exportchefin bei Clas Ohlson, im Gespräch mit anderen Gästen

Kent Oderud von Miele

Jan Ploug von Rohde & Schwarz. Im Hintergrund u.a. Daniel Kristiansson, schwedisches Wirtschaftsministerium

Lisa Marie Arnold von Habau im Gespräch mit Timothy Walentynowicz, Handelshochschule Stockholm

Jan Amberg, schwedisches Außenministerium, im Gespräch mit Karl-Heinz Gössling, Deutsch-Schwedische Handelskammer

Kerstin Kamp-Wigforss, Almega, und die Frau des deutschen Botschafters Dagmar Bock

Die Gäste konnten sich gebackenen Lachs, serviert auf einem Bett aus geröstetem Gemüse, schmecken lassen

Wirtschaftsminister Damberg: „Deutschland ist Europas Lokomotive”

30.01.2015

Schwedens neuer Wirtschafts- und Innovationsminister Mikael Damberg will die guten Kontakte mit Deutschland weiter ausbauen. Dies betonte er in seinem Gastvortrag bei der Chairman’s New Year Reception der Deutsch-Schwedischen Handelskammer am Mittwoch. In mehreren Bereichen sieht Damberg Europas größte Volkswirtschaft als Vorbild für Schweden.

„Hier dabei zu sein, ist für mich Pflicht und Ehre zugleich“, begann der Wirtschaftsminister seine Rede an die etwa 120 Gäste der Veranstaltung. „Die guten Beziehungen zwischen Schweden und Deutschland sind nicht nur hierzulande, sondern für beide Länder von großer Bedeutung. Gleich meine erste Auslandsreise als Minister ging nach Berlin zu meinem deutschen Kollegen Sigmar Gabriel. Ich hoffe, dass der intensive wirtschaftliche und kulturelle Austausch zwischen unseren Ländern auch in Zukunft fortbesteht und weiter verstärkt wird.“

Wirtschaft von starkem Export abhängig

Mikael Damberg, der seit Oktober 2014 schwedischer Minister für Wirtschaft und Innovation ist, war Gastredner auf der diesjährigen Chairman’s New Year Reception, zu der die Deutsch-Schwedische Handelskammer Vertreter von Exportunternehmen, Organisationen und Kooperationspartnern in den Strandvägen 7a in Stockholm eingeladen hatte. Er hob hervor, dass ihm die guten Kontakte zwischen Schweden und Deutschland eng am Herzen liegen und betonte, wie wichtig eine starke Exportindustrie für Schweden ist:

„Die Hälfte des schwedischen Bruttoinlandsprodukts wird im Exportsektor erwirtschaftet. Unser Land ist traditionell sehr aktiv im internationalen Handel, aber wir können noch mehr tun, um die Ausfuhren anzukurbeln“, sagte Mikael Damberg.

Kleine und mittelständische Unternehmen sollen exportieren

Der Wirtschaftsminister will vor allem mehr kleine und mittelgroße Unternehmen dazu bewegen, den Schritt ins Ausland zu wagen. Schwedische Großkonzerne seien auf den internationalen Märkten bereits äußerst aktiv, wenn es jedoch um die Exportbereitschaft von kleineren Unternehmen gehe, könne Schweden noch einiges von Deutschland lernen, stellte Damberg fest. „Für viele dieser Unternehmen kann Deutschland ein sehr guter erster Auslandsmarkt sein. Es ist ja schließlich die Lokomotive, oder der
Volvo-Lkw, der Europas Wirtschaft zieht.“

Als einen der Bereiche, in dem die Voraussetzungen für ein Wachstum der Exporte noch besser werden könnten, nannte der Minister den Europäischen Binnenmarkt. Bereits heute gehen fast 60 Prozent der schwedischen Ausfuhren in die EU und es stammen knapp 70 Prozent der Einfuhren aus diesen Ländern. Aber unter anderem bei der Dienstleistungsfreiheit und der digitalen Zukunftsagenda gebe es noch Verbesserungspotenzial. Hier hätten Deutschland und Schweden ähnliche Interessen und sollten enger zusammenarbeiten, meinte Damberg.

Reformen im Bildungswesen

Eine gewaltige Herausforderung für die kommenden Jahre sieht der Sozialdemokrat in der Aufgabe, Schweden in Sachen Bildung – nach jahrelang sinkenden Resultaten in internationalen Vergleichsstudien – wieder nach vorne zu bringen.

„Wenn sich das Bildungsniveau weiter verschlechtert, wird dies der Wirtschaft mittelfristig große Probleme bereiten. Die aktuell nach unten zeigende Entwicklung müssen wir unbedingt umkehren. Dies ist eines der absoluten Kernthemen der neuen Regierung.“

Der Minister berichtete, dass man sich das deutsche System für berufliche Ausbildungen genau ansehe, da es Schulen und Unternehmen sehr gut zusammenführe. Vor allem gelte es, schwächere Schüler aufzufangen und ihnen eine Zukunftsperspektive anzubieten. Dies funktioniere in Schweden derzeit weniger gut, so Damberg.

Großes Interesse für „Industrie 4.0“

Auch in Sachen „Industrie 4.0“, dem deutschen Zukunftsprojekt zur Digitalisierung industrieller Fertigungsprozesse, blicken schwedische Politiker und Unternehmenslenker aufmerksam auf Deutschland. Schwedische Betriebe beteiligen sich aktiv an dieser „vierten industriellen Revolution“, aber eine gemeinsame Strategie, die Wirtschaft und Politik an einen Tisch bringt, gibt es hierzulande bisher nicht.

„In allen schwedischen Unternehmen redet man über ‚Industrie 4.0‘ und die Folgen, die diese Umstellung haben wird. Wir schauen uns sehr genau an, was man in Deutschland macht und versuchen, daraus unsere eigenen Lehren zu ziehen. Zum Beispiel sollten wir in Schweden die verschiedenen Initiativen und Programme, die es zu diesem Thema bereits gibt, besser koordinieren. Ministerpräsident Stefan Löfven hat als strategisches Ziel eine Re-Industrialisierung Schwedens vorgegeben. Wir brauchen eine starke Exportindustrie in unserem Land – sonst haben wir auch kein Geld für die geplanten Investitionen in Bildung und Soziales“, schloss Mikael Damberg ab.