Seminare und Get-together: Deutsch-schwedischer Tag in Almedalen
04.07.2014
Während der traditionellen schwedischen Politikerwoche in Almedalen (Visby) auf Gotland organisierte die Deutsch-Schwedische Handelskammer gemeinsam mit den Partnern Deutsche Bank, Siemens, Mercedes-Benz, DHL und Bayer mehrere Seminare mit deutscher Perspektive. Ein deutsch-schwedisches Get-together bei strahlendem Sonnenschein rundete den Tag ab.
Die Seminare fanden in einem Zelt vor Gotlands Kunstmuseum in der S:t Hansgatan 21 in Visby statt. Deutsche und schwedische Experten trafen aufeinander, um über aktuelle Themen zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.
Das erste Seminar am Morgen wurde von Mercedes-Benz Schweden veranstaltet. Unter dem Titel „Fossilfreier Straßenverkehr erfordert unterschiedliche Lösungen. Ist das deutsche Modell auch für Schweden der richtige Weg?“ diskutierte eine sachkundige Runde die Kraftstoffe der Zukunft.
Sollte Schweden mehr auf Wasserstoff setzen?
In Deutschland investieren Wirtschaft und Staat in den Aufbau einer Infrastruktur für Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb. Eine ähnliche Entwicklung gibt es in Schweden nicht. Mehrere Diskussionsteilnehmer, darunter Per Wassén von Powercell Sweden AB und Roger Andersson von AGA Gas AB, forderten größere Investitionen von staatlicher Seite, damit Schweden nicht den Anschluss verliert.
Der Parlamentsabgeordnete Christer Akej (Konservative) wollte ein solches Programm jedoch nicht versprechen. Stattdessen unterstrich er, dass die Politik technikneutral agieren sollte. Auch Monika Ekström (Grüne), Mitglied der Provinzialregierung im südschwedischen Skåne, glaubt an einen guten Mix verschiedener Energiequellen:
„Wir dürfen in der Entwicklung nicht stecken bleiben. Wir müssen auch weiterhin auf alle Arten von Treibstoffen setzen, denn in der Zukunft werden wir sie alle brauchen. Aber Wasserstoff hat meiner Ansicht nach das größte Anwendungspotenzial “, sagte sie.
Nachhaltige Mobilität erfordert weitsichtige Beschlüsse
Nach dem Frühstücksseminar übernahm die Volkswagen Group Schweden das Zelt, um einige ihrer neuesten umweltschonenden Modelle vorzustellen und die Frage zu diskutieren, wie nachhaltige Mobilität geschaffen werden kann. Sten Forsberg, Geschäftsführer der PKW-Sparte von Volkswagen in Schweden, forderte von der Politik mehr Weitsichtigkeit, sodass die Autobranche weiß, woran sie ist und in was sie investieren kann. Des Weiteren fragte er, ob es angemessen ist, dass der Staat selbst im Jahr 2014 noch Autos mit konventionellem Antrieb subventioniert.
Professor Johan Rockström von der Universität Stockholm sprach sich für eine radikalere Politik aus, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen, und die eingeladenen Parlamentarier Anders Ygeman (Sozialdemokraten), Vorsitzender des Verkehrsausschusses, und Cecilie Tenfjord-Toftby (Konservative), Mitglied des Wirtschaftsausschusses, präsentierten ihre Vorschläge für einen nachhaltigeren Verkehrssektor.
Europäische Energiesicherheit im Fokus
Europas Energieversorgung im Zeichen der Ukraine-Krise stand beim Seminar am Nachmittag im Mittelpunkt. Deutsche Bank Nordic Region hatte dazu den Vice Chairman der Deutschen Bank und Vorsitzenden der European Climate Foundation, Caio Koch-Weser, nach Visby eingeladen.
„Die Krise in der Ukraine ist die größte Bedrohung für Europas Sicherheit seit dem Ende des Kalten Krieges. Sie macht deutlich, dass Europa eine einheitliche Energiestrategie braucht“, sagte Caio Koch-Weser.
Gleichzeitig sieht er die Krise auch als eine Möglichkeit, sich auf eine gemeinsame Energiepolitik zu einigen, welche die Energieversorgung sichern und zu Wachstum und mehr Nachhaltigkeit beitragen könnte. Seine schwedischen Zuhörer im Publikum rief er dazu auf, der Energiefrage große Bedeutung beizumessen und bei der Parlamentswahl im September nur Parteien zu wählen, die eine konsequente Energiepolitik betreiben.
Lehrlingsdebatte und sonniges Get-together
Der Seminartag wurde mit einer deutsch-schwedischen Debatte im Rahmen von Tyskland i dialog, dem wirtschaftspolitischen Forum der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, abgeschlossen. Auch zu dieser Diskussionsrunde zum Thema berufliche Ausbildung war das Zelt voll besetzt, so wie zuvor während all der anderen Seminare. Das Publikum hörte nicht nur interessiert zu, sondern stellte auch einige Fragen an die Teilnehmer auf dem Podium.
Danach war es Zeit für ein deutsch-schwedisches Get-together. Mehr als 180 Gäste versammelten sich im Zelt und auf der sonnigen Terrasse, um alte Bekannte zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen. Für die Gäste standen ein sommerliches Buffet und ausgewählte deutsche Weine bereit.