Foto: Fredric Alm/Boliden/LKAB

Erzbergbau in Schweden: Rekordproduktion in schwierigem Umfeld

26.06.2015

Schweden fördert unter allen EU-Ländern das meiste Eisenerz und ist einer der führenden Hersteller von Kupfer, Zink und Silber in Europa. Trotz gesunkener Weltmarktpreise erreichte die Erzproduktion 2014 zum fünften Mal in Folge ein Rekordhoch.

Mit insgesamt 81 Millionen Tonnen übertraf die Förderung im vergangenen Jahr erneut das Resultat des Vorjahres. Der Zuwachs betraf aber in erster Linie Basis- und Edelmetallerze, die Eisenerzproduktion blieb im Vergleich zu 2013 annähernd konstant. Grund dafür ist der starke Rückgang der Weltmarktpreise.

Noch im Jahr 2012 ging der schwedische Minenverband SveMin davon aus, dass sich die hiesige Bergbauproduktion bis 2025 verdreifachen könnte. Damals lag der Preis für Eisenerz zum Jahresende aber noch bei knapp 129 US-Dollar pro trockener metrischer Tonne, während im Mai 2015 hierfür nur noch rund 60 US-Dollar zu entrichten waren.

Preisverfall macht Betreibern zu schaffen 

Der Preisverfall hat in Schweden bereits das erste Opfer gefordert: Der Minenbetreiber Northland Resources ging im Dezember 2014 in Konkurs und musste das Eisenerzbergwerk bei Pajala an der schwedisch-finnischen Grenze stillegen.

Auch den anderen Bergwerksbetreibern bereitet der anhaltende Preisdruck auf dem Weltmarkt große Sorgen. Die drei Gruben des staatlichen LKAB-Konzerns in den nordschwedischen Städten Kiruna, Malmberget und Svappavaara vereinigen rund 90 Prozent der Eisenerzproduktion der gesamten EU auf sich. Von dort gehen täglich im Schnitt rund 100.000 Tonnen des Rohstoffs auf den Weltmarkt, vor allem nach Europa. Schweden verfügt wegen seines hohen Magnetitanteils über besonders hochwertiges Eisenerz.

LKAB will Kosten einsparen und Stellen abbauen

LKAB kann zwar die Verluste dank seiner Größe stemmen, doch machen die niedrigen Preise auch dem größten Eisenerzproduzenten der gesamten Barentssee-Region zu schaffen. Das Betriebsergebnis ist laut dem Geschäftsbericht von LKAB 2014 um 93 Prozent eingebrochen.

Ein personeller Wechsel an der Konzernspitze soll die Durchsetzung einer Reihe von Anti-Krisen-Maßnahmen, darunter Kosteneinsparungen in Höhe von ca. 75 Millionen Euro und den Abbau von 400 Arbeitsplätzen, sicherstellen.

Nachfragelage stabil

Ungeachtet des schwierigen Umfelds ist die Nachfrage nach hoch veredeltem Eisenerz relativ stabil geblieben. Daher treibt der Konzern trotz der Sparmaßnahmen die Ausbauarbeiten seiner Erzmine in Kiruna weiter voran – und das, obwohl dort ein großer Teil der Stadt umgesiedelt werden muss.

Ferner hat LKAB Anfang April 2015 grünes Licht für die Wiederaufnahme des 1983 stillgelegten Tagebaus im Erzfeld von Svappavaara rund 40 km südöstlich von Kiruna erhalten. Das Erz wird vor Ort zu Pellets und Sinter weiterverarbeitet. In ein modernes Verfahren zur Rauchgasreinigung will LKAB in seinem Pelletwerk bis zu 163 Millionen Euro investieren.

Boliden setzt auf Automationslösungen und 5G

Der zweite große Akteur im schwedischen Bergbau, der Boliden-Konzern, will vor allem den Abbau in bestehenden Gruben ausweiten. Zudem will das Bergbau- und Hüttenunternehmen eine stillgelegte Kupfergrube in Laver bei Älvsbyn wieder in Betrieb nehmen.

In den letzten Jahren hat Boliden rund 500 Millionen Euro in den Ausbau seiner Untertagemine im mittelschwedischen Garpenberg investiert. Mithilfe neuer Energieversorgungs- und Automationslösungen wird die jährliche Abbaumenge von Zink-, Blei-, Silber- und Goldkonzentrat in diesem Jahr von 1,4 Millionen Tonnen auf voraussichtlich 2,5 Millionen Tonnen anwachsen.

Gleichzeitig sinken die Kosten, da die neue Technologie den Energie- und Wasserverbrauch deutlich reduziert. Der Elektrotechnik- und Automatisierungskonzern ABB lieferte hierfür ein komplettes Prozessleitsystem von der Mine bis zur Mühle.

Pilotprojekt zur Steigerung von Produktivität und Sicherheit

Um die Produktivität, vor allem aber die Sicherheit in den Bergwerken zu erhöhen, wird der Telekommunikationsausrüster Ericsson ein Pilotprojekt in einer Grube von Boliden durchführen. Dabei soll in der Kommunikation und im Bereich Remote Control Operations die neue 5G-Technologie eingesetzt werden.

Dieser Standard soll nicht nur bis zu 1.000 mal schnellere Geschwindigkeiten als 4G-Mobilfunk-Verbindungen ermöglichen, sondern auch Millionen von Geräten gleichzeitig mit dem Internet verbinden. Neben Boliden arbeitet Ericsson dabei auch mit ABB, dem Forschungsinstitut SICS Swedish ICT, dem Lkw-Produzenten Scania und dem Baumaschinenhersteller Volvo Construction Equipment zusammen.

 

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