Die schwedischen Parteien nähern sich in Energiefragen einander an, meint der sozialdemokratische Minister.

Ibrahim Baylan mit Ulf Troedsson (li.), Siemens, und Olof Persson (re.), Präsident der DSHK.

Olof Persson begrüßte die Gäste. Als Handelskammer-Schwerpunkte 2016 nannte er u.a. das Deutschland- und das Talentprogramm.

Dag Klockby, Geschäftsführer des schwedischen Möbelherstellers Gärsnäs, stellte sein Unternehmen kurz vor.

Artichoke war der Caterer des Abends. Hier Inger Rosén von Bosch und Andreas Jonason von Simon Kucher & Partners am Büffet.

Ibrahim Baylan mit Ann-Christin Hägglund, PwC, Ralph Tischer, Geschäftsführer der Deutsch-Schwedischen HK, und Olof Persson.

Deutschlands Botschafter in Schweden, Michael Bock, im Gespräch mit Ralph Tischer.

Anna und Dag Klockby, Inhaber von Gärsnäs, in deren Showroom der Empfang stattfand.

Rund 120 Vertreter deutscher und schwedischer Exportunternhemen kamen am Mittwochabend zur Veranstaltung.

Malin Dahlroth, Uniper, im Gespräch mit Norman Karsch, Deutsch-Schwedische Handelskammer.

Von links: Martin Kauffner, Christian Ehrhardt, Franz Zinsberger und Sascha Schaeferdiek

Anna H Kramer, KTH, fand Lars-Henrik Jörnving von Scania im Gewimmel.

Zwei Vorstandsmitglieder der Deutsch-Schwedischen Handelskammer: Olof Persson und Jan Brockmann, AB Electrolux.

Johan Hassel, Global Utmaning, Oskar Ahnfelt, Hallvarsson & Halvarsson, Therese Knapp, Regierungskanzlei, und Ibrahim Baylan.

Neue und alte Kontakte trafen sich. Im Hintergrund Alexander Schenk, Europäische Investitionsbank.

Ralf Beyer, Wirtschaftsförderung Stadt Cottbus, und Patricia Steiner von der deutschen Botschaft

Jan Amberg, schwedisches Außenministerium, und Reiner Gatermann

Topinambur-Cappuccino mit kaltgeräuchertem Lachs, Mini-Wrap, Bliny an Schrimpsalat, Roastbiff und Käsequiche

Vielen Dank für diesen gelungenen Abend!

Energiewende auf Schwedisch: Baylan setzt auf breiten Energiekompromiss

29.01.2016

„Was Deutschland mit seiner Energiewende gemacht hat, ist in vielerlei Hinsicht fantastisch. Aber man muss das Energiesystem als Ganzes betrachten. Ohne einen ganzheitlichen und langfristigen Plan wird die Umstellung extrem teuer“, sagte Ibrahim Baylan, Schwedens Energieminister und Vorsitzender der nationalen Energiekommission, am Mittwoch auf der Chairman‘s New Year Reception der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.

„Es ist sehr beeindruckend, wie Deutschland es geschafft hat, den Anteil der Erneuerbaren an der Energieproduktion so schnell zu steigern. Aber baut man Windkraft und Solarenergie aus, muss man bedenken, welchen Einfluss dies zum Beispiel auf das Stromnetz hat. Veränderungen in einem Teil des Energiesystems wirken sich ebenfalls auf die anderen Teile aus“, erklärte Ibrahim Baylan.

Der schwedische Energieminister war Gastredner der diesjährigen Chairman‘s New Year Reception der Deutsch-Schwedischen Handelskammer, die am Mittwochabend im Showroom des Möbelherstellers Gärsnäs in Stockholm stattfand. Vor rund 120 Repräsentanten größerer deutscher und schwedischer Exportunternehmen sowie Vertretern der Energiebranche präsentierte er seine Gedanken zur künftigen Energieversorgung Schwedens und berichtete über die Arbeit der Energiekommission.

Parteiübergreifende Einigung angestrebt

Die Kommission, der Ibrahim Baylan als Minister vorsteht, nahm im März 2015 ihre Arbeit auf. Ihr Auftrag ist es, die Grundlagen für eine, von einer breiten politischen Mehrheit getragene, Einigung zur zukünftigen Ausrichtung der schwedischen Energiepolitik zu erarbeiten. Hierfür blickt man sowohl auf den Energiebedarf als auch die Produktion, die Übertragung und die Marktvoraussetzungen. Unter anderem haben die Mitglieder bereits eine Studienreise ins Energiewende-Land Deutschland durchgeführt.

Alle acht schwedischen Parlamentsparteien sind in der Kommission vertreten. Darüber hinaus gehören dem Gremium auch die Generaldirektoren der schwedischen Energiebehörde (Energimyndigheten), der Energiemarktüberwachungsbehörde (Energimarknadsinspektionen) sowie des staatlichen Stromnetzbetreibers Svenska kraftnät an.

„Schweden benötigt ein stabiles, konkurrenzfähiges und nachhaltiges Energiesystem. Langfristige Spielregeln können wir nur erarbeiten, wenn wir über die Parteigrenzen hinweg und mit allen betroffenen Akteuren im Energiesektor zusammenarbeiten. Mit Blick auf den heutzutage schnellen Entwicklungstakt ist die Arbeit der Energiekommission unsere letzte Chance, eine reibungslose und kosteneffektive Umstellung in einem überschaubaren Zeitrahmen zu realisieren“, sagte der Minister.

Ausgeprägter Wille zur Zusammenarbeit

Energiefragen waren in Schweden lange Zeit politisch umstritten und wurden immer wieder heiß diskutiert. Der Sozialdemokrat Ibrahim Baylan sieht die Konflikte zwischen den verschiedenen Parteien inzwischen aber kleiner werden und glaubt, dass alle Seiten gewillt sind, gemeinsam einen guten und beständigen Kompromiss zu finden:

„Was ich an Schweden liebe ist, dass wir zwar politische Debatten führen können, aber wenn es wirkliche Herausforderungen gibt, haben wir es historisch gesehen immer geschafft, zusammenzuarbeiten und somit zu einer Lösung zu finden, hinter der alle Beteiligten stehen können. Ich hoffe, dass wir diesen Weg auch künftig weiter beschreiten werden. Eine starke Polarisierung ist schlecht für unser Land und würde Schweden auf lange Sicht ärmer machen.“

Konsens zur Kernkraft in Sicht

Auch in Sachen der lange umstrittenen Kernkraft glaubt der Energieminister, dass eine Lösung in Reichweite ist. Seiner Ansicht nach herrscht in Schweden derzeit „mehr oder weniger“ Konsens darüber, wie man mit der Frage umgehen soll. Einen politischen Beschluss, wie Deutschland innerhalb weniger Jahre komplett aus der Atomkraft auszusteigen, kann sich der Minister nicht vorstellen. Gleichzeitig verhinderten die aktuell geltenden Regelungen, nach denen Verantwortung und Kosten für einen Neubau künftig allein bei den Betreibern liegen sollen, dass die existierenden zehn Reaktoren durch neue ersetzt werden.

„Niemand wird in neue Kernkraftwerke investieren wollen und niemand würde für ein solches Projekt Kredite gewähren. Wir haben jedoch in Schweden einen Stromüberschuss, der derzeit in den Export geht. Daher werden wir auch dann noch genug Elektrizität zur Verfügung haben, wen einige ältere Meiler vom Netz gegangen sind. Meiner Ansicht nach reichen sechs Reaktoren völlig aus. Diese werden unsere Brücke in die erneuerbare Zukunft bilden“, so der Minister.

Mehr Export von Energie- und Umwelttechnik

Generell glaubt Ibrahim Baylan, dass Schweden über gute Voraussetzungen verfügt, sein Energiesystem langfristig und kosteneffektiv umzustellen. Das Land habe langjährige Erfahrung bei der Nutzung erneuerbarer Energien und sei im globalen Vergleich schon weit vorangekommen. Der technologische Vorsprung müsse international jedoch noch mehr hervorgehoben werden, meint der Energieminister.

„Wir sind noch nicht sehr gut darin, unsere Kenntnisse in diesen Bereichen zu exportieren. Schweden verfügt zum Beispiel über ausgezeichnete Lösungen für intelligente Energiesysteme och Spitzenforschung im Bereich Solarzellen. Hier gibt es großes Exportpotenzial, das zur Schaffung neuer Jobs bei schwedischen Unternehmen beitragen kann. Wir müssen die Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft verbessern, um den Internationalisierungsprozess dieser Unternehmen künftig optimal zu unterstützen“, schloss Ibrahim Baylan ab.